Sonntag, 30. Oktober 2016

Michael "Flint" Dawson

Straßenname: Flint

Geschlecht: Männlich

Metatypus: Norm

Alter: 23 Jahre

Profil: Decker

Erfahrung: Neu in den Schatten


Lebenslauf: Flint hat seinen Straßennamen eigentlich von der Fernsehserie Flintstones. Er ist ursprünglich vom Land, aus einem namenlosen Kaff irgendwo in Nähe von Charlston. Daher hielten ihn seine Kammeraden zunächst für einen Steinzeitmenschen. Wie viele andere sah er nur zwei Möglichkeiten, sich einem der großen Agrar-Konzerne anschließen und Techniker auf irgendeiner mechanisierten Farm werden oder zur Armee gehen.
Er entschied sich für die zweite Option und trat eine Woche vor seinem 18. Geburtstag in die UCAS-Army ein. Nach einer zweijährigen Ausbildungszeit wurde er einem Long-Range Team der Armyrangers zugeteilt als „elektronische Gefechtsunterstützung“. Seine Aufgabe war es Türen und Kameras zu hacken, damit die anderen Mitglieder des Teams Dorgenbarone oder Konzernfunktionäre ausschalten konnten. Oder er deckte den Rückzug, wenn es darum ging Serverfarmen zu sprengen, Pumpwerke- oder Sendestationen zu sabotieren oder hin und wieder mal irgendwelche Geiseln zu befreien.
Flint hatte die naive Vorstellung Uncle Sam würde ihm eine schicke Gentherapie für einen Synapsenbeschleuniger, eine Datenbuchse und weitere Spielerrein ausgeben und ihn hinterher mit einem fürstlichen Sold belohnen. Aber Uncle Sam hatte nichts zu verschenken. Je besser Flint ausgebildet wurde und je mehr Hardware sie in ihn investierten, umso tiefer schickten sie ihn und sein Team auch in den Dreck. Er wurde in drei Jahren auf vierzehn Einsätze geschickt und dabei vier Mal verwundet.
Nach dem Ende seiner Dienstzeit schied er aus dem Dienst aus. Er stellte fest, dass die Kosten für die Bodyware auf Kredit gegen seinen Sold verrechnet worden waren. Es reichte gerede noch für eine Busfahrkarte von Fort Lewis nach Seattle. Nun nimmt er jeden Job an den er bekommen kann. Leider hat die Army auch sein schönes Cyberdeck einkassiert. Aber wenn er erstmal wieder die Kohlen für ein eigenes Deck hat, dann wird er die Schattenwelt von Seattle mal richtig aufmischen.

Fraglich ist ob die Reste seines Teams ihm dabei helfen werden?

Quelle:
Das Bild kommt ist auf der Seite www.artstation.com gefunden worden.

Samstag, 29. Oktober 2016

Hacking



Die drei Runner erreichten das Außenschott. Aus dem verdammten Schiff gingen keine Funksignale rein oder raus, also konnten sie Katsu nicht erreichen der sie abholen sollte.
Das Problem an Schiffen im Trockendock war, dass nicht jeder Ausgang der im Wasser als Ausgang fungiert hätte, es in dieser Situation auch tat. 

Das grundlegende Problem war, dass die Mitsuhama Sicherheit genau das getan hatte was auf der Straße stehende Regel war: „Tötet den Magier zu erst“. Also hatten sie dem Schamanen Ben -Walks-in-the-night- Bankroft zwei 5,56mm Projektile in die Brust gesteckt. Der Mann war bewusstlos und so wie er gerade schlaff zwischen Flint und Kaine hing hätte es niemanden gewundert wenn er ganz tot war und sie eine Leiche durch die Gänge schleiften.
Jedefalls mussten sie den Plan zur Vordertür raus zu gehen fallen lassen, weil die Konzernjungs inzwischen den Hauptzugangsausleger, der auf das Zwischendeck führte, dicht gemacht hatten. So hatte es zumindest Hawk bei dem letzten Funkkontakt gemeldet.
Sie waren zu Plan B übergegangen und hatten sich auf die der Pier abgewandte Seite des Dampfers durchgeschlagen. Sobald die Tür offen war konnten sie Katsu, ihren Rigger anfunken, der sie dann mit einem Seil und seiner Schwenkrotormaschine abholen konnte.
Sie erreichten das Außenschot während Gangnam, der Elfensamurai, die Nachhut gab und wohl irgendwelche Sprengfallen installierte.

Kaine keuchte: „Flint, Du bist dran. Mach das Schott auf!“
Flint ließ den verwundeten Amerindianer los und bekam gerade noch mit wie Kaine ihn in eine Nische in der Wand lehnt und selbst geduckt vor ihm in die Hocke ging um etwaige Verfolger sofort unter Feuer zu nehmen und gleichzeitig dem Verletzten mit seinem eigenen Körper Deckung zu geben. Es geschah nicht oft dass man in den Schatten eine solche Solidarität erlebte.

(Flint geht in die virtuelle Realität der Matrix. Zunächst muss er das Icon der Türsteuerung finden was gar nicht so leicht ist, schließlich verfügt nahezu jedes Bauteil des Schiffes über eine eigene RFID-Signatur. Er würfelt eine Probe auf Matrixwahrnehmung. Ironischerweise ist das Schloss, da nicht vorgesehen ist dass es derzeit überhaupt gebraucht wird in einen Stand-by Modus versetzt und somit auf „Schleichfahrt“ gesetzt. Daher fällt eine Vergleichende Probe auf Flints Computer + Intuition [Datenverarbeitung] gegen Logik + Schleicher des Schlosses an. Da es sich um ein relativ wichtiges Außenschott des Schiffes handelt liegt die Gerätestufe bei 3 und die Firewall ebenfalls bei 3, das Gerät verfügt allerdings nicht über eine Schleichertufe.

Flint hat Computer 3 und Intuition 3, sein Limit ist 3. Das Schloss hat nur einen Gerätestufe von 3 zu bieten. Hinzu kommen -2 Würfel weil das Schloss auf Schleichfahrt ist.

Flint wirft: 1,2,3,6 = 1 Erfolg. Das Schloss 3,3,6 also auch ein Erfolg. Gleichstand. Flint findet das Icon des Schlosses zwischen all den RFID-Icons nicht.)

Ein leiser Fluch drang zwischen Flints Lippen hervor. „Dreck, wo ist das Teil?“
Kaine kauert immer noch an die Wand gepresst seine Ares Crusader II auf die Flucht des Korridors gerichtet: „Mach hinne, Flint!“.
Nun ertönte ein Lauter Knall der in den engen Wänden des Schiffsrumpfes doppelt so laut widerhallte. Offenbar war eine von Gangnams Sprengfallen explodiert. Viel Zeit blieb nicht mehr.
Der Decker holte einen Schraubenzieher aus seiner Oberschenkeltasche.

(Flint will die Abdeckung vor dem universal Dataport des Schlosses aufhebeln. Der Spielleiter entscheidet auf eine reine Attributsprobe Stärke und Geschicklichkeit. Er benötigt aber zwei Erfolge. Stärke 3 Geschicklichkeit 5 = 8 Würfel ohne Limit, da reine Attributsprobe. Flint würfelt 1,1,1,3,4,4,5,6 = nicht einen Erfolg zu viel.)

Klirrend viel die verbogene, dünne Blechplatte zu Boden. Nachdem er sie mit dem Schraubenzieher aufgehebelt hatte. Nun steckte er sein Datenkabel in den universal Datenport des Schlosses. Er hatte keine Lust mehr es unter all den Icons zu suchen.
Flint wechselte wieder auf VR-Sicht und rief das Zugangsmodul des Schlosses auf.

Er hatte keine Zeit mehr es mit „leise“ und klein, kle
in“ zu versuchen. Er hämmerte eine Codeknacker der Brute-Force rein, der 10 hoch 7 Passwörter pro Sekunde ausprobierte und konfigurierte das Programm primär auf japanische und englische Begriffe und Schriftzeichen.


(Die Brut-Force Probe geht mit Matrixkampf 4 + Logik 7 [Limit4] gegen Willenskraft hier Gerätestufe 3 plus Firewall 3. Flints Wurf ergibt 6 Erfolge von denen er leider nur vier Nutzen darf. Das Schloss hat keinen Erfolg und außerdem noch Hälfte Einsen, fast ein Patzer. Jedenfalls hat Flint zwei Marken platziert. Da zwei Nettoerfolge bei der Brute-Force Methode einer Marke entsprechen.)

Geschafft! Er klatschte seinen kleinen Feuersteinkrümel auf das Schloss und versuchte im Vorzugaukeln dass es den Befehl zum öffnen erhalten habe.

(Hacking 6 + Logik 7 [Schleicher 3] gegen die Üblichen 3+3 des Schlosses. Flint kauft alle möglichen Erfolge, das Schloss hat nur 1 Erfolg. Das Schott öffnet sich.)

„Los!“ rieft er und Packte sich Walks-in-the-Night an seinem Koppelzeug und zerrte ihn auf die winzige Plattform an der äßteren Bordwand des Schiffes. Ein Blick verriet dem Decker dass es knapp zwanzig Meter in die Tiefe ging. Nicht viel Platz. Sie mussten schnell Katsu her bekommen. Er griff nach seinem Komlink und stellte die Verbindung her.

Quellenangabe:
Bild "menschlicher Hacker" von Victor Manuel Leza auf Victorleza.com über Printerest.com

Stella "Dreamgirl" Mitchell

Straßenname: Dreamgirl

Geschlecht: Weiblich

Metatypus: Elfe

Alter: 25 Jahre

Profil: Ärztin und Biochemikerin

Erfahrung: Neu in den Schatten

Lebenslauf: Geboren wurde Stella in Indianampolis und die elfischen Merkmale waren bereits bei ihrer Geburt voll ausgebildet. Ihre Eltern waren beide Norms. Der Vater war Sicherheitsangestellter und als Mietpolizist in verschiedenen Städten eingesetzt. Die Mutter arbeitete als Paramedic für ein Cross-Subunternehmen.  Als treue Angestellte von Cross-Applied-Technology (CAT) förderten ihrer Eltern sie nach allen Möglichkeiten die Cross ihnen bot. Und tatsächlich zeigte Stella bereits in jungen Jahren ein gutes Verständnis für Naturwissenschaften. 
Da beide Eltern nie verheiratet waren erhielt Stella den Nachnamen des Vaters. Zusätzlich hatten beide Eltern das Sorgerecht mussten aber permanent ihren Wohnsitz wechseln. Daher entschieden sie bald Stella in ein privates Internat zu schicken welches von Cross betrieben wurde. Hier wurde Stella auf eine Naturwissenschaftliche Laufbahn vorbereitet bis sie schließlich das MIT besuchen konnte und dort in einem dualen Studiengang Humanmedizin und Biochemie studierte. Während des Studium starb ihre Mutter im Einsatz als Mitglied eines Medevac-Teams. Der Vaterl lebt weiterhin und ist inzwischen in eine Bundesermittlereinheit gewechselt wo er als "Schreibtischtäter" überwiegend statistsiche Aufbereitungen als Vorbereitung für ein Profilerteam macht.

Da Stella nur als Zweitbeste des Jahrgangs abschnitt wurde sie nicht direkt in die Cross-Familie zurück übernommen sondern zunächst in eine Tochterfirma von CAT, an Bicson Biomedical, vermittelt. Hier sollte sie das wissenschaftliche Team der Produktentwicklung unterstützen. Es gelang Stella einige Ideen aus ihrer Studienzeit zu verwirklichen und auf großen Kongressen zu publizieren. Das brachte ihr die Aufmerksamkeit anderer großer Firmen ein, die sie für die Biowareforschung für sich verpflichten wollten. Bicson Biomedical erhielt schließlich eine sechsstellige Ablösesumme von Evo.

Evo wollte Stella zur wissenschaftlichen Leiterin des gesamten Europasektors machen, und investierte etwa 100.000 neue Yen in sie. So wurden ihre kreativen Fähigkeiten durch die Implantation spezieller genetisch optimierter Neurone in ihr limbisches System sowie ihren Neocortex verstärkt. Und da man sich auch bei Evo charismatische Führungspersonen wünschte bekam sie noch einen Satz gengezüchteter Pheromondrüsen verpasst. Alles war bereit damit Stella Mitchel die Welt der biochemischen Forschung übernehmen konnte. Allerdings wurde dieser Plan von Lazerus Kazantsev, einem Aufsichtsratsvorsitzenden der Evo-Europa-Sektion, zu nichte gemacht, der ob des riesigen Potenzials von Mitchell um seine eigene Karriere fürchten musste. 
Er entschied sich Stella aus der Konzernwelt zu entfernen anstatt sie von einem anderen Konzern extrahieren zu lassen. Darüber hinaus war es einfacher einen Evo-Decker zu bezahlen als ein ganzes externes Extraktionsteam. Also wurden einige Kontodaten manipuliert und plötzlich glaubte man in der Buchhaltung bei Evo-Europa, dass der neue Forschungsstar zu der teuren Bioware auch noch 1,2 Millionen neuer Yen an Drittmitteln veruntreut hatte.

Mit Hilfe eines Security-Mitarbeiters aus Seattle, konnte Stella sich von ihrem dritten Gehalt eine gefälschte SIN leisten und sich nach Seattle in die UCAS absetzen. Wohl oder übel musste sie hier entweder Nachilfe geben um nicht zu verhungern oder ihre Fähigkeiten auf dem inoffiziellen Markt der Schatten anbieten. 

Quellen:
Das Bild zeigt Scarlett Johanson in ihrer Rolle als "Black Widow" im Film "Avangers - Age of Ultron". Es ist von der Seite Sciencefiction.com entnommen.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Ich suche....

...mach einer schönen online Runde die über Skype, einen Chat oder sonst irgendein Medium spielt. Das wäre mein neues Projekt. Leider habe ich nicht jedes Wochenende Zeit, aber jeden abend 1 bis 1,5 Stunden, das ließe sich machen.
Vielleicht ließst das hier ja jemand und meldet sich.

In diesem Sinne:

Zielt genau,
spart Muni
und lasst Euch nie mit Drachen ein.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Funker Hill

Hier der Bericht zu unserer letzten Spielrunde. Es handelte sich um einen etwas gestückelten Termin da, der darüber Hinaus auf "nur" sechs Stunden angelegt war. Zunächst zur Handlung:

Charaktere: Mara, Pretty Joe, Ary und etwas später Dreamgirl

Spielleitung: Shadow

Handlung: Das Team, bestehend aus dem Magier Pretty Joe, der Ökoterroristin Mara und der Sniperadeptin Ary, ist eigentlich gerade damit beschäftigt als Roadies, den nächsten unangekündigten Gig einer europäischen Elfen-Rockband, auf der Baustelle eines Mitsuhama Nuklear-Kraftwerkes zu planen. Da bekommt es von einem Schieber ein kurzes Zwischenspiel angeboten.

Auf einen Museumsbunker in Puyallup wurde ein Einbruch versucht. Die Quellen des Schiebers haben Informationen, dass die oder der Einbrecher es noch einmal in zwei Tagen versuchen wollen. Das Team soll den Einbruch verhindern aber so, dass die Betreiberfirma des Museums nichts von dem Einbruchsversuch erfährt. Dafür sind 2000 Nuyen pro Teammitglied drin.

Das Team erhält einen Bauplan des Museums und des oberirdischen Geländes und zieht sich zur Planung in Ray's Bar in den Redmond-Barrens zurück.

Hier treffen die Runner auf den Schattenneuling Sally, die bis vor Kurzem noch der aufsteigende Stern am biochemischen Forschungshimmel bei Evo war. Nach kurzem Zögern kann Pretty Joe rasch die Bedenken von Ary und Mara zerstreuen. Diese wittern eine Sabotage, da just in dem Augenblick als sie von dem Schieber erfahren, dass im Gebäude mehrere Chemoscaner angebracht sind, zufällig eine Chemiekoryphähe wie Sarah auftaucht. Diese bekommt beiläufig den Straßennamen Dreamgirl in Anspielung auf ihre Attraktivität von Pretty Joe verpasst.

Nachdem das Team ihren neuen Chummer, Dreamgirl eingeweiht hat, beschließen sie das Museum zu observieren bis sie am Morgen weitere Erkundigungen einholen können. Ary die als Scharfschützin solche Aktionen gewohnt ist, legt sich mit ihrem Gewehr in einen Baum unweit des Museums und übernimmt diese erste Wache.
Am Morgen machen sich die anderen Runner auf dem Weg zu dem Bunkermuseum um ihr Vorgehen besser zu planen.
Da man vor den offiziellen Öffnungszeiten des Museums eintrifft versuchen die Runner bereits vorher auf das Gelände zu kommen. Dreamgirl versucht sich mittels ihres Charmes am Pförtner vorbei zu reden, scheitert aber.

Während Ary sich zu Hause ausschläft, begutachten die anderen Schattenläufer, das Museum von innen. Dabei können sie auch den Raum besichtigen in dem die erwartete Beute ausgestellt ist. Es handelte sich um ein altes, klobiges Kurzwellen-Militärfunkgerät. Darüber hinaus können die Teammitglieder die meisten Sicherheitsmaßnahmen entdecken.
Alle ziehen sich in ein Diner unweit des Museums zurück um die Situation zu besprechen. Zunächst möchte Ary das Funkgerät mit einem ihrer Orter-RFID-Chips aus ihrer Ortermunition versehen. Damit wird das Team aufjedenfall gewarnt falls das Funkgerät den Bunker verlässt.

Man geht davon aus, dass die gegnerischen Runner mehr oder minder Straßenniveau haben, da der erste Einbruchsversuch mehr als nur diletatntisch durchgeführt wurde. Es gibt darüber Hinaus keinen Hinweis dass sie über einen fähigen Magier oder Decker verfügen. Am Vorabend des vermuteten Einbruchs halten die Runner es für am sinnvollsten, das gegnerische Team zu stellen unmittelbar bevor es das Gelände betritt. Dazu wollen sie sich an den verschiedenen Ecken des Museums in Position begeben und einfach niemanden auf das Gelände lassen.

Erneut wird eine Wache, dieses mal Mara zurückgelassen, falls die Diebe schon früher zuschlagen. Am Morgen beobachtet diese, wie die Wachmannschaft ausgetauscht wird. Dabei kommt Ary eine Idee.
Am wahrscheinlichsten findet sie es, dass die Einbrecher nicht versuchen mit Gewalt einzudringen. Eher wird vermutet, dass sie sich am Ende der offiziellen Besuchszeiten im Museum einschließen lassen, da es in dem weitläufigen Bunnker leicht ist, sich vor der vierköpfigen Wachmannschaft zu verbergen, da es fast ausschließlich im Eingangsbereich Kameras zu geben scheint. Sobald das Funkgerät aus dem Bunker gebracht wird könnten die generischen Runner mit einem Fahrzeug evakuieren lassen. Allerdings wäre das Ziel der Geheimhaltung dann bereits verloren. Die Taktik des "abwartens" funktioniert also nicht.

Umgehend passen die Shadowrunner ihren Plan an und wollen sich nun selbst einschließen lassen, dann dass gegnerische Team überwältigen, bis zum Morgen in einem Raum festhalten und mit ihnen am Morgen das Museum verlassen. Dazu soll Dreamgirl entsprechende Drogen bereit stellen. Uneinigkeit besteht noch darüber wer sich im Museum einschließen lässt und wer draußen als Rückendeckung das Fluchtfahrzeug des Gegnerteams abfangen soll. Für diese Aufgabe wenden sie sich an ihren Chummer Shadow der als Decker für diese Aufgabe bestens gewappnet ist und gleichzeitig die Außenkameras bei Bedarf hacken kann.


Spielzeit: ca 6,5 Stunden.

Karmaentwicklung: Bisher wurden keine Karmapunkte vergeben.

Fazit: Endlich mal wieder ein gradliniger Run mit klarem Ziel. Super witzige Runde die sicher mehr von dem Run hätte schaffen können wenn wir usn etwas mehr mit den Jokes und Albernheiten zwischen drin zurück genommen hätten. Unsere "Neue" Ary macht sich super und bedauerlich dass ein neuer Mitspieler sich leider doch nicht zu uns getraut hat.

Dienstag, 25. Oktober 2016

Dreamgirl



Ich überquerte den Bürgersteig wobei ich Aufpassen musste nicht aus einer Schicht aus glitschigem Mulch aus Papierresten von Tüten und Verpackungen und faulenden Blättern auszurutschen. Der Eingang zur Bar war nur mit einem Tuch verhangen und die schwere Stahltür die eher an einen Bunkereingang erinnerte war nach außen geöffnet.

Ich holte einmal tief Luft um mich für mein erstes kriminelles Unternehmen zu stärken und bereute es sofort wieder, denn die Luft vor der Kneipe konnte im besten Fall keinen asthmatischen Anfall auslösen, stärken konnte es gar nichts. Dann schlug ich den Vorhang zurück und ging hinein. Drinnen sah es genauso herunter gekommen aus wie befürchtet. An einem Ecktisch saß ein Elf mit zwei Normfrauen, ein Ork hinter dem Tresen schenke an einen grauhaarigen Alten irgendein bräunliches Getränk aus. Die Mitte des Raumes wurde von einem Billarttisch mit einer flackernden türkisfarbenen Neonröhre eingenommen die wohl aus den besseren Zeiten des Etablissements stammte. Alles andere an der Bar war weitegehend in Schwarz gehalten, einstmals edel, inzwischen eher eklig.

Ich bemerkte, dass sich die Blicke der Anwesenden mir zugewandt hatten und ich wusste auch sofort warum. Während ich die Kleidung trug welche man bei der Evo-Corporation für außendienstliche Einsätze empfahl, nämlich die mit dünnem Kevlar und Kunstseidengewebe verstärkte Jacke mit dazu passender Hose, herrschte in dieser Kneipe eine Mischung, aus Kunstleder, Camouflage und nietenbeschlagenem Kevlar vor. Ich passte in diese Kneipe wie eine Primaballerina in ein Urban-Brawl-Team. Doch was sollte ich machen? Draußen vor der Tür lauerten menschliche Bestien, die eine leichte Beute wie mich zum Frühstück foltern, zum Mittag vergewaltigen und meine Organe zum Abendessen an eine Organbank verkauften. Ich musste sehen dass ich mich hier irgendwie durch redete. 

Der Ork hinter dem Tresen schien den Schrecken meines Anblicks verdaut zu haben, spuckte in ein Glas und wischte es dann mit einem fleckigen Tuch vermeintlich sauber.  Ich überprüfte mit meiner AR-Brille kurz was ich befürchtet hatte. Ich war in „Ray’s Bar“ gelandet und nicht in der „Rails Bar“. Nun gut, was hatte meine Mutter immer gesagt? Aufstehen, Krönchen richten, weiter gehen. Ich faste mir also ein Herz und ging auf den Ork zu und fragte: „Bekommt man hier auch ein Bier?“ Er musterte mich von oben bis unten und fragte im typischen Orkslang, der lauf der führenden Logopäden durch die vorstehenden Eckzähne begünstigt wurde: „Willse Glas oa Flasche?“. Eingedenk der Geschirrreinigungsmethoden dieser Gaststätte entschied ich mich für die

Flaschenvariante und fand außerdem, dass es mich sicher cooler wirken ließ wenn ich aus der Flasche trank. Der Barkeeper langte unter den Tresen und holte eine Flasche Soybier hervor, öffnete sie mit den Zähnen und spuckte einen rostigen Kronkorken in ein Glas vor sich auf den Tresen. Er reichte mir die Flasche mit dem fleckigen Etikett und grunzte: „Tswei Nuyen.“ Ich gab den Betrag über meine AR-Brille von meinem Konto frei, ergriff meine Flasche und drehte mich so, dass ich mit dem Rücken am Tresen lehnte. Leider kam ich nicht dazu mir Gedanken um die einzelnen Leute zu machen, den der Elf hatte sich von seinen beiden Trinkkumpaninnen getrennt und kam nun mit der lässigen Nonchalance, welche den meisten Womanizern inne wohnt, auf mich zu. Die schwere Panzerjacke knarzt leise als er sich vor mir aufbaute, er war für einen Elfen nicht besonders groß. Er lächelte mich an und fragte: "Glaubst Du an Liebe auf den ersten Blick oder soll ich noch mal rein kommen?"

Ich zog eine Augenbraue hoch und versuchte nicht zu Lachen. In Kreisen wie diesen musste man cool und gelassen wirken, auch wenn dieser Aufschneider durchaus ganz ansehnlich war. Ich wollt hier zwar jemanden Treffen, aber sicher nicht für diese Art von Biochemie. Bestimmt nahm dieser Typ eine ganze Apotheke voller Drogen. Alle Gossenpunks taten das. Ich lächelte also selbst und sagte, während ich einen deutschen Akzent immitierte: "Lass mal, ich suche eher nach was anderem." Er sah mich mit einem Blick an der mich befürchten ließ er würde mir direkt die Zunge in den Hals stecken wollen und antworte "Alles was Du willst, Schönheit." Ich lehnte mich mit einer Verschwörermine zu ihm herüber und flüsterte: "Ich suche nach Drogen. Alle zu Hause sagen, dass es in den UCAS die besten Drogen gibt."
Er lächelte so gewinnenden als würden wir einander schon seit Jahren kennen: "Süße, ich kann Dir Freuden zeigen die jenseits aller chemischen Stimmungsmacher liegen." Alles klar, der Typ war ein Zuhälter und die beiden Mädels seine Nutten. Wobei sie nicht wirklich wie Nutten gekleidet waren.
"Ach, ehrlich? Und was sagen deine beiden Freundinnen da drüben dazu? Ich bin sicher das sind deine Cousinen?" Ich deutete mit einem leichten Kopfnicken in die Richtung der beiden Frauen an dem Ecktisch, von denen die eine unverhohlen zu uns herüber sah und offensichtlich die Show genoss. 

"Nein, das sind eher...Arbeitskolleginnen."
"Ja, sicher. Und das ist eure Aufsichtsratssitzung?"
"Das da vorne ist Ari und die andere ist Mara. Ich bin Pretty Joe und Du kannst es Dir gerne ansehen, wenn Du willst. Wie heisst Du eigentlich? Und was kannst Du denn?"
"Ach Namen sind nur Schall und Rauch. Und ich kann Chemie."
"Chemie?" er sah mich an als hätte ich ihm gerade in den Soykaff gepinkelt.
Ich nickte.
Er inspizierte mich noch einmal, dann nickte er und veranstaltete irgendwas mit seinem Komlink. Wahrscheinlich kommunizierte er mit Mara und Ari. Schließlich sagte er: "Na dann komm mal rüber, an unseren Tisch." Ich ergriff meine Bierflasche von der ich in Todesverachtung tatsächlich einen Schluck genommen hatte ohne, dass mir direkt übel wurde.
"Das hier sind Mara und Ari und das hier..." er deutete auf mich "...ist Dreamgirl. Ari, ist bei deinem Schieber noch Geld für einen Chummer drin?"

Der Name Dreamgirl, gefiel mir irgendwie nicht auch wenn es nett klang wie er ihn aussprach, aber er ließ mich vor den anderen ziemlich hart dreinblickenden Rockerladies irgendwie als Tussi dastehen. Ich beeilte mich daher mir nun doch einen Namen zu geben. In diesen Gegenden war es sicher nicht gut seinen echten Namen auszuposaunen, oder zumindest den auf seiner SIN. In der Serie mit dem Chemielehrer hatte er sich Heisenberg, nach dem deutschen Physiker und Nobelpreisträger Karl Werner Heisenberg, genannt. Ich überlegte es ihm gleich zu tun, fand den Namen aber durch die Serie nun verbraucht. Die einzige Chemikerin die mir einfiel war Anette Beck-Sickinger, ebenfalls eine Deutsche, Biochemikerin, sie hatte auf dem Gebiet der Peptid-Rezeptor-Wechselwirkungen einiges geleistet. Allerdings nicht zu vergleichen mit der Heisenberg'schen Unschärfe-Relation und der Quantenmechanik. Somit wählte ich den einzigen Namen der mir spontan einfiel und sagte: "Mein Name ist Sally und ich bin Biochemikerin."

Die Frau, die mir als Ari vorgestellt worden war sah mich misstrauisch an. Dann wandte sie sich mit fragendem Blick an Joe. "Eine Chemikerin? Was für'n Zufall."
Beide schienen kurz über irgendeine Verbindung zu kommunizieren.
Schließlich fragte sie mich: "Für wen arbeitest Du?"
Ich verstand es eher als eine Frage nach meinen Referenzen und antwortete: "Ich habe am M.I.T. studiert und habe zuletzt für die Forschung von Evo-Gearbeitet. Ich war wirklich, wirklich gut. Ich kann nahezu alles kochen, destillieren, filtern und analysieren was man sich denken kann, wenn ich ein Labor habe. Bei Evo hatte ich ein geiles Labor, das glaubt ihr nicht. Wir konnten gerichtete Phenyl- oder Ethylgruppen an spezielle Loci einzelner Proteine anfügen. Wir hatten ein Rasterelektronenmikroskop mit dem man...." ich bemerkte wie Mara, Ari und Joe mich ansahen als hätte ich meinen BH über die Jacke angezogen und unterbrach meinen Redeschwall: "...nun ja, leider habe ich derzeit kein Labor und wollte fragen ob ich bei Euch einsteigen kann."
Mara nimmte an ihrem Bier und fragte: „Und warum bist Du nicht mehr in deinem schicken Labor?“
Ich lächelte entschuldigend: „Das lag an meinem Chef.“
Ari sah mich direkt an und das Mistrauen in ihrer Stimme war nicht zu überhören: "Wer schickt Dich?"

Ich lächelte "Niemand, ich bin aus freien Stücken hier, weil ich… Wenn ich nicht schnell an Geld komme, bin ich Ende des Monats pleite." Wenn ich mir noch mehr Taxifahrten gönne schon Ende der Woche, fügte ich Gedanken an.
"Also ich hab da ne Idee wie Du gleich da hinten Geld verdienen könntest...." grinste Joe und deutete auf eine Tür hinter dem Tresen.
Mara rollte mit den Augen und murmelte: "Pretty!"
"Ich suche zwar gerade nach einem Job, aber ich dachte an was wo ich meine Sachen anbehalten kann." erwiederte ich.
Ari wandte sich an Joe: "Das stinkt doch. Kannst du sie irgendwie überprüfen?"

In dem Augenblick spürte ich wie sich irgendetwas um meinen Kopf – nein, eher um meinen Verstand - oder besser meine Seele zusammen zog. Es war als würde sich eine Hand um alles schließen was mich ausmachte, alle Träume, alle Wünsche, alle Erinnerungen, alle trivialen Gedanken die ich so nebenbei gehabt hatte und dann war es als versuche ein Finger dieser Hand sich zwischen diese Gedanken zu schieben. Aber er konnte nicht hinein. Bestimmt war das irgendeine Magie. Ich hatte mal gelesen, dass Magie weitgehend auf Täuschungen basierte, die sich unser logisches Denken eben nicht anders erklären kann und dann eben sich selbst die Auswirkung der Magie als logischste Konsequenz selber suggeriert. Ich redete mir ein, dass es nicht möglich war dass jemand mit seiner Hand meinen Geist umfasste und dass es noch unmöglicher war, dass man mit einem Finger in den Geist eindringen kann. Es funktionierte, der Finger prallte auf eine Wand. Meine Gedanken waren wie hinter einer Gummiwand. Ich spürte den Druck des Fingers, doch er konnte nicht herein. Schließlich ließ der Druck nach.

Ich merkte, dass ich die Augen geschlossen hatte und mir mit beiden Händen die Schläfen massiert hatte. Mara und Ari beobachteten Pretty Joe und mich aufmerksam. Hatte er gerade versucht mich zu verzaubern? Echt jetzt? Pretty Joe war ein Magier? 
"Sag mal, versuchst Du gerade irgendeine Magiescheiße bei mir?" fragte ich ihn deutlich aggressiver als ich eigentlich wollte.
Er atmete einmal tief durch und strich sich dann eine seiner blonden Strähnen aus der Stirn und seufzte: "Okay, Dreamgirl, wir müssen wissen ob Du keine Spionin oder Saboteurin bist. Ich kann das mit einem Zauber heraus finden, aber wenn Du dich dagegen wehrst klappt es nicht. Würdest Du mich also bitte nachsehen lassen?" 
"Wo?"
"In deinem Geist"
Ich rutschte ein Stück mit meinem Stuhl zurück: „Vergiss es! In meinem Kopf sind Forschungsergebnisse im Wert von Milliarden Nuyen, für die manch ein Konzern töten würde!"
"Ich verspreche Dir, dass ich diese Teile deines Gedächtnisses in Ruhe lasse."
Klang nicht sehr vertrauenerweckend. Doch da kam mir eine Idee. Die Forschungsdaten waren weitgehend wertlos. Evo hatte sie noch und ohne mich konnte kaum ein anderer Konzern was damit anfangen. Aber ich war unbewaffnet in einer der übelsten Gegenden von Seattle gelandet. Mit Hilfe eines Magiers sollte ich hier ohne Probleme wieder weg kommen uns sparte vielleicht das Taxi.
"Okay, Du schaust nicht auf meine Vorlieben, Hobbys, PIN-Nummern oder Forschungsgedanken und Du bringst mich am Ende dieses Abends bis vor meine Haustür nach Tacoma, dann haben wir einen Deal."
"Schönheit, ich bringe Dich wohin Du willst. Deal."

Und schon spürte ich wieder die Hand an meinem Geist. Dieses Mal aber sie umspühlte mich dieses Mal eher wie warmes Wasser ein Rinnsal floss zwischen meinen Gedanken hindurch wie Quellwasser sich den Weg durch Fliesenfugen sucht und drang in das Mosaik meiner Gedanken ein.
Schließlich hatte das Rinnsal den Kiesel erreicht den es gesucht hatte. Ich merkte dass Pretty Joe sah, dass alles was ich gesagt hatte wahr war und dass ich keinen Auftraggeber hatte. Der Wasserfluss versiegte das Rinnsal trocknete aus. Mein Geist war wieder frei.
"Sie ist sauber." gab Joe bekannt. Ich sah ihn an und war beeindruckt. Pretty Joe war ein Aufschneider, ein Macho und Schürzenjäger, aber er hatte alles was mein Liebesleben betraf tatsächlich in Ruhe gelassen. Er war offenbar vertrauenswürdiger als er sich gab. Ich war dankbar, dass er nicht die Sache mit Pat Rogers auf der High-School herausgefunden hatte, Pat hatte sich später in einen Gnom verwandelt.

"Okay Dreamgirl, dann lass mal hören ob Du mitmachen willst. Laut Aris Schieber haben wir noch Budget für eine weitere Person bekommen. Du bekommst 2000 Nuyen und die Sache muss Übermorgen vorbei sein. Was sagst Du?"
"Ich muss aber nichts gefährliches machen oder?"
"Du kannst deine Klamotten dabei anlassen, das war doch deine Vorgabe oder?" warf Joe ein.
Nun ja, da war der Moment wo ich die Hosen runter lassen musste. Ich überschlug kurz: Top oder Flop. Nächste Woche pleite oder ich könnte weitere zwei Monate überleben wenn ich etwas sparsam wirtschaftete. Klar, ich konnte auch bis übermorgen erschossen werden. Wahrscheinlich war erschossen werden ein angenehmerer Tod als auf dem Sofa meiner winzigen Wohnung zu verhungern.
"Ich bin dabei."
Meine drei neuen Teammitglieder lächelten und Pretty Joe sagte:
"Willkommen in den Schatten."

Zum vorherigen Kapitel
Zum nächsten Kapitel


Quellenangaben:
Spielleitung: Shadow
Regelwerk: Shadowrun 5

Montag, 24. Oktober 2016

Eine erste Idee

Bis zum Bankrott bleiben mir noch 752 neue Yen. Daran hatte sich auch nichts geändert als ich am nächsten Morgen erwachte. Auf meine Anzeige hatte sich noch niemand gemeldet, ws aber auch nicht zu erwarten gewesen war. Nach dem Erlebnis mit dem Straßenabschaum von gestern wollte ich den Arschgeigen nicht heute schon wieder über den Weg laufen und beschloss zu Hause zu bleiben und mir etwas einfallen zu lassen wie ich an Geld kommen konnte. Man hatte mich gewarnt, dass meine neue SIN zwar zum Einkaufen ausreichte, aber wahrscheinlich nicht um damit Bewerbungen bei einer ernsthaften Firma zu schreiben. Trotzem war es zu schade eine wahrscheinlich rund fünfhunderttausend Nuyen teure Ausbildung brach liegen zu lassen.

Den Vormittag verbrachte ich damit mir ein Radrennen aus Norditalien anzusehen. Die Kommentatoren sprachen viel von Gendoping und einem Skandal der wohl kürzlich aufgeflogen war. Mir fiel auf dass fast alle Rennfahrer Orks oder Zwerge waren. Irgendwie logisch dachte ich mir dann aber, bei einer Sportart bei der es vor allem um Ausdauer und Kraft ging. Trolle waren sicher noch Stärker aber wahrscheinlich einfach zu schwer für die Berge. Etwas wo die Zwerge trotz ihrer kurzen Beine gegenüber den Orks im Vorteil waren. 
Zum Mittag machte ich mir gutenfreie Nudeln aus Reismehl mit einer Currysauce und zappte in eine uralte Serie bei der ein Chemielehrer mit Krebs versucht heimlich Drogen zu kochen und das Geld seiner Frau und seinem Sohn vererben will. Und da hatte ich die Idee. Wenn Drogen 2008 großen Zulauf hatten, dann war der Zulauf angesichts der heutigen sozialen Missstände sicher nicht geringer geworden. Nur die Auswahlpalette war größer geworden. Statt chemischer Drogen gab es jetzt auch noch eine Vielzahl technischer Ausbrüche aus der Realität. Allem voran SimStim-Streams und BTL-Chips. Trotzdem waren Drogen nicht aus der Mode. Das Militär und die verschiedenen Sicherheitsfirmen brauchten immer wieder Drogen um ihre Mannschaften wach zu halten und vor allem mussten sie schneller und stärker sein als ihre Gegner. Zur Zeit bekam man das entweder über Cyberware hin, oder aufwendig gezüchtete Bioware.

Beides hatte aber in Zeiten in denen hinter jeder Ausgabe ein Budget und ein Controler stand einen großen Nachteil: Sie kosteten Geld und das nicht zu knapp. Was hatte eine Firma davon einen Wachman mit einem teuren Reflexbooster auszurüsten, den man nicht mal wieder entfernen konnte, wenn der Angestellte vielleicht nur 3 Jahre im Unternehmen blieb. Wenn man Pech hatte gab es im Wachbereich dieses Wachmannes nicht mal einen Einbruch und schon hatte man einen großen Satz Geld in einem inloyalen Mitarbeiter versenkt. Da war es besser ihn mit schnell wirksamen, vigilanzsteigernden Drogen zu versorgen. Es gab also schon eine gesteigerte Nachfrage an allem Möglichen. Die Ganger wollten stärker und schneller sein, Trucker wollten länger ohne Schlaf auskommen, Krebskranke wollten keine Schmerzen mehr haben und die meisten Leute wollten einfach nur mal für ein paar Minuten aus ihren erbärmlichen kleinen Leben ausbrechen und von etwas schönem träumen. Außerdem gab es ja noch die Shadowruner. Früher waren Shadowruner nichts weiter als halbstarke Punks gewesen, mehr oder minder Kriminelle Punks die sich wie Aasgaier um die paar Krümel balgten die die Konzernwelt ihnen zuwarf und sich für ein winziges Stück vom großen Glück gegenseitig umbrachten. Inzwischen waren die Shadowruner zu einem kleinen, nahezu in jeder größeren Stadt existierenden Kreis von hochqualifizierten Söldnern geworden. Sie tauchten nicht in SIN-Registern auf oder auf Gehaltslisten, aber sie waren Spezialisten auf ihrem Gebiet und arbeiteten teils für schwindelerregende Gagen. Meine Abteilung bei Evo hatte sogar ein extra Budget für „extrareguläre, Materialbeschaffung und supportive Drittgeschäfte“ besessen. Ich fragte mich beiläufig was mein Chef wohl von diesem Budget opfern musste um mir diese Veruntreuung in die Schuhe zu schieben.

Egal, meine Talente konnte ich wahrscheinlich am gewinnbringendsten in eben diesen Schatten vermarkten. Allerdings wollte ich mich wenn möglich nicht mit dem Straßenplebs abgeben. Ich kam aus der Konzernwelt, einer Welt die den Schattenläufern wahrscheinlich so verhasst war wie nur was. Ich musste sehen dass ich im Hintergrund für einen der Drahtzieher arbeiten konnte. Irgendeinen Dorgendealer. Es durfte natürlich keiner sein der selbst auf BTL oder Deep Weed war. Ich musste jemanden finden der selber produzieren konnte und einen kreativen Kopf wie meinen gebrauchen und bezahlen konnte. Ich würde nicht lange für ihn arbeiten, nur lange genug bis ich mir eine wirklich gute SIN leisten konnte. Eine wo Genmaterial, Retinascans, Querdaten, medizinische Verläufe, Ausbildungsnachweise und so weiter hinterlegt waren. Wenn man bedachte was für meine zehntausend Nuyen möglich gewesen war, was wäre dann mit fünfzig oder hunderttausend Nuyen zu kaufen? 

Den Nachmittag verbrachte ich einer Recherche in welche Bar man gehen musste um eine einschlägige Klientel zu finden. Das Ergebnis meiner Suche war „Railsbar“. Ein Bar die im Erdgeschoss einer alten Papierfabrik eingerichtet war und nach einschlägigen Foreneinträgen auch diversen Dealern von High-Society-Drogen unfreiwillige Geschäftsräume anbot. Ich zog meine Panzerkleidung an. Griff mir mein Komlink und bestellte mir in fünf Minuten ein Taxi vor die Tür. Ich überlegte ob ich noch irgendwelche Zeugnisse oder eine Waffe mitnehmen sollte entschied mich aber dagegen. Zeugnisse von Stella Mitchel hatten vorerst keinen Wert mehr und Waffen hatten den blöden Nachteil, dass man sehr aufpassen musste dass sie nicht am Ende gegen einen selbst eingesetzt wurden. Außerdem hatte ich außer drei Frühstücksmessern sowieso nichts im Besitz was den Namen Waffe verdient gehabt hätte.

Der Taxifahrer, ein Zwerg der einen Zettel an der Trennwand angebracht hatte, dass „Conrad Quick“ sich über Trinkgeld freut, redete nicht mit mir sondern trat nur aufs Gas. Besonders "quick" schien er nicht zu sein, denn obwohl wir rasch auf der Interstaate 405 waren, brauchte er doch knapp eine Stunde bis wir -zwei Mautstellen später- von der Interstate abbogen und durch eine noch heruntergekommenere Gegend fuhren als die in der ich wohnte. Auf den Straßen drängte sich das Proletariat von Seattle. Zunächst beherrschten noch Besetzte Mietskasernen das Bild doch später gab es mehr und ausgebrannte Abrisshäuser, brachliegende Grundstücke auf denen sich der Müll türmte und die Straße war überwuchert mit selbstgebastelten Hütten und Zelten vor denen dunkle Gestalten in Campingkochern undefinierbare Suppen kochten.


Gerade wollte ich mich beim schnellen Conrad beschweren, dass er sich wohl verfahren habe, da hielt er vor einem Gebäude an die Schiebetür des Taxis glitt auf. Der Fahrpreis war bereits von meinem Komlink abgebucht worden. Beschweren würde nichts mehr bringen. Und da eine flackernde Leuchtreklame über der Tür tatsächlich etwas von „Ra__s Bar“ anzeigte beschloss ich das beste aus der Situation zu machen und stieg aus. Ich hatte kaum meinen Fuß aus der Tür genommen, da gab Conrad auch schon wieder Gas und surrte mit seinem Elektrotaxi in die nebelige Nacht davon. Bis zur Insolvenz blieben mir nun noch 732 neue Yen. 

Quellenangabe: 
Taxi: Aus dem Film Bladerunner slashgear.com via Printerest.com